Ganz in der Nähe vom Atelier der Malerin Hilma af Klint, im Oktober 1894 wurde im Blanchs konstsalong des Galeristen und Kunsthändlers Theodor Blanch eine Ausstellung eröffnet mit einigen großformatigen Gemälden des 30jährigen Edvard Munch. „Noch ahnt niemand, dass diese Bilder eines Tages auf der ganzen Welt berühmt sein werden.“ Die Besucher erzählen sich hinter vorgehaltener Hand von der skandalösen Ausstellung Munchs, zwei Jahre zuvor im Berliner „Architektenhaus“ 1892. Der norwegischer Maler Adelsteen Normann verhalf dem Maler dort zu seiner ersten Ausstellung in Deutschland, die nur nach wenigen Tagen mit einem großen Skandal endete und wieder schließen musste.
Gerade „die älteren Maler fassten Munchs Bilder als anarchistische Provokation auf, und die Ausstellung wurde auf Betreiben von Anton von Werner, dem Direktor der Königlichen Hochschule der bildenden Künste, schon am 12. November 1892 im Protest geschlossen.“ Munch war selbst zur Eröffnung am 5. November anwesend „und wurde Zeuge eines grandiosen Tumults. Die Mitglieder der Kommission, die Maler und Bildhauer schrien aufgeregt durcheinander. Es fielen Worte wie Schweinerei und brutales Geschmiere.“ Mit 120 gegen 105 Stimmen wurde die Schließung der Ausstellung bekannt gegeben und die überstimmten Mitglieder, wie etwa Max Liebermann und Walter Leistikow gründeten daraufhin 1898 die Berliner Secession. „[…] und das alles wegen eines fast unbekannten norwegischen Malers, der sich erdreistet hatte, das Leben abzubilden, wie es war!“
Mindestens zwei der Gemälde Munchs bei Theodor Blanch müssten Hilma af Klint beindruckt haben oder zumindest bekannt vorgekommen sein. „In „Das kranke Kind“ hat Munch seine Schwester kurz vor ihrem Tod gemalt, das Mädchen starb drei Jahre vor Hermina af Klint. In „Sommernachtstraum (die Stimme)“ stellt er eine einsame, weiß gekleidetete Figur in einem Waldstück dar und lässt sie angestrengt einer Stimme lauschen, deren Ursprung der Betrachter nicht sieht. Einige Jahre zuvor hat auch af Klint zum ersten Mal Nachrichten aus einer anderen Welt direkt empfangen, „durch das Leben“, wie es in ihrem Notizbuch heißt. Später wird sie eine fast identische Begebenheit schildern, wie sie Munchs Gemälde vorstellt, als sie die Worte eines unsichtbaren Sprechers im Wald von Adelsö protokolliert, der Insel, auf der die Familiengüter der af Klints liegen.“
Notizen zu Edvard Munch fehlen bei af Klint, sowie auch zu anderen berühmten Künstlern, die im Gebäude nebenan ausstellten. Einzig August Strindberg taucht bei af Klint handschriftlich auf.