Im Jahr 1962 ist Uwe Johnson Stipendiat des Künstlerhauses Villa Massimo in Rom. Am 24. Januar schreibt er von dort an seine Vermieterinnen Alice und Dorothy Hensan nach Rostock: „Von wo ich bin weiss ich vorerst der Adresse wenig hinzuzufügen. Es gibt die Stadt. Ein ummauerter Park in der Stadt heisst die Villa Massimo. Die Ateliers sind ausgerüstet wie ein Hotelappartement. Man hat eine Küche mit einer kühlen und einer heissen Vorrichtung und wenn meine Kanne altersschwach Tee auf die Zentralheizung tropft, so tun das die übrigen zehn auch. Ins Wohnzimmer gehen etwa 30 Leute, wenn ihr die Möbel ab- und auf den Quadratmeter ein Leut rechnet, aber auch im Bad können noch viele tanzen zwischen Wand und Wanne. Mein Italienisch trägt mir jene ehrenvolle Behandlung ein, wie Bürger der Grossen Vereinigten Staaten Amerikas sie verdienen. Ich habe zu tun, ich tu aber nichts. Die Wege im Park sind mit bunten Steinchen ausgestreut. Was ich hier soll bis Oktober ist dringend fällig mir einzufallen. Vorläufig gehe ich spazieren und ernähre die zahlreichen Katzen der Akademie, da hätten vielleicht auch anderswo welche gewartet. Wenn es etwas nicht gibt, das man gern gehabt hätte, kann man sagen è peccato, und ich weiss das Richtige nicht einmal auf deutsch.“