Im Dezember 1986 gab es eine Zusammenkunft zwischen Willliam S. Burroughs und Jean Michel Basquiat mit der Sängerin Blondie. Vielleicht trafen sie sich sogar bei Andy Warhol, der eine fast väterliche Verbindung zu Basquiat pflegte. Während des Treffens hielt Burroughs einmal ein Blatt Papier in den Händen und notierte sich etwas, während Basquiat seine Hand auf die Schulter des Schreibers hielt. Dann wieder war Burroughs in sich gekehrt, und es hatte den Anschein, als ob er überhaupt keine Notiz von Basquiat nehmen würde. Eher neigte er den Kopf, schloss die Augen und sann vor sich hin. Als wenn Burroughs dachte, träumte, schlief und in keiner Weise an diesem Treffen teilnähme. Er war einfach nur da. Aber es mag auch nur so den Anschein erweckt haben, womöglich redeten sie, diskutierten und arbeiteten miteinander, tauschten sich über die Methode des Cut-up aus, diese experimentelle Technik, die Texte in kurze Sequenzen zerteilt und dann wieder im Zufallsprinzip zusammenführt.
Die selbsternannte Beatbewegung stellte damit radikale Versuche an und sprengte Anfang der 1950er Jahre die literarischen Konventionen. Allen voran der Dichter Allen Ginsberg, der Schriftsteller Jack Kerouac und eben William S. Burroughs. Dieser traf zufällig den Maler und Schriftsteller Brion Gysing in Paris. Die Stadt verspielte in dieser Zeit gerade ihren Ruf als Kunstmetropole. An einem Nachmittag im September 1959 erfand Brion Gysing in William S. Burroughs’ Hotelzimmer die Cut-up-Methode und war Wegbereiter für Burroughs’ Buch „Naked Lunch“.
Die Technik des Cut-up geriet zu einem Aufbruch und inspirierte selbst Musiker wie David Bowie und Jean Michel Basquiat. „Basquiats Cut-Ups setzten sich direkt auf der Leinwand zusammen, sei es buchstäblich als Collage oder assoziativ während des Prozesses des Zeichnens. Basquiat bediente sich dabei gleichermaßen aus Geschichtsbüchern, der Bibel und der griffbereiten Cornflakes-Packung; er enthierarchisierte seine Quellen und brachte sie in neuen, überraschenden Konstellationen zusammen.“