Manfred Krug bei seiner Ausreise, Der Mercedes der Familie Krug auf der Glienicker Brücke, 20. Juni 1977
Manfred Krug bei seiner Ausreise, Der Mercedes der Familie Krug auf der Glienicker Brücke, 20. Juni 1977

 

In Koeppens Nachruf heißt es: […] Anstrengung und Verzweiflung umhüllten seine Gestalt. Doch glaube ich heute nicht mehr, daß von Verzweiflung zu sprechen war. Eher von einem Kampf um das Werk und gegen eine Front von Schicksalsschlägen. Johnson schrieb. Und Unseld behielt recht: Johnson brachte den vierten, den abschließenden Band der Jahrestage nach Frankfurt. Jetzt, da der Roman vollendet war, erkannte man das Ereignis. […]

Wolfgang Koeppen starb nach langer und schwerer Krankheit am 15. März 1996 in München. Beinahe wäre 90 Jahre geworden.

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki schrieb in seinem Nachruf „Zum Tode des großen deutschen Schriftstellers“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 16. März 1996: Glücklich war er wohl nie.

 

Siegfried Unseld übernahm die Worte beim Begräbnis am 21. März 1996 in München und fügte hinzu: Gewiß, Blick und Grundstimmung des Menschen Koeppen waren melancholisch. […] Für die, die ihn persönlich kannten, waren auch glückliche Grundstimmungen spürbar. […] ‚Komm‘ bei mir vorbei‘, schrieb er mir in einem seiner letzten Briefe aus dem Krankenhaus, ‚daß ich Dir sage, was ich schreiben könnte, schreiben werde, schreiben will.‘ Ich kam. Er zeigte mir ein Blatt, auf dem er den Titel seiner zu schreibenden Autobiographie handschriftlich gleich dreifach exponiert hatte: ‚Nein-Nein-Nein‘, ‚Komm‘, so schrieb er, ‚komm‘ an meinen leeren Schreibtisch voll von meinen Träumen.‘ Und hier mit seinen Träumen war er wohl glücklich.

 

Der Journalist Sebastian Hammelehle stellte unter dem Titel „Das Leben – ein Roman“ fest: Tatsächlich wird weniger bestaunt, wer veröffentlicht, sondern, wer nicht veröffentlicht: Wäre Wolfgang Koeppen heute noch bekannt, wäre sein letzter Roman nicht 1954 erschienen, 42 Jahre vor seinem Tod? Fasziniert Uwe Johnson nicht vor allem dadurch, dass er den vierten Band der Jahrestage über Jahre nicht ablieferte? Wo ist der deutsche Regisseur, der daraus einen Kassenknüller macht? ‚Die WonderBoys‘ und ‚Forrester – Gefunden!‘ zeigen, wie es geht – und Manfred Krug könnte Koeppen und Johnson in einer Doppelrolle übernehmen.